Inzucht

Inzucht

© Daniela Klein, Rebecca Schmidt



Vorwort

Linienzucht ist Inzucht. Ob sie ethisch vertretbar ist, sehen Menschen unterschiedlich - dies sollten gerade Heimtierzüchter bedenken, die den daraus entstehenden Nachwuchs später einmal abgeben werden.

Wer dieser Zuchtmethode nachgeht, sollte immer bedenken, dass es sich um Lebewesen handelt! Es sind Lebewesen mit Empfindungen! Keine Sachen oder Spielzeuge!

Diese Methode ist nicht dazu da, um mit Tieren rumzuexperimentieren - es einfach mal auszuprobieren oder eine bestimmte Farbe heraus zu züchten. Es gibt genug hochwertige Tiere bei renommierten Züchtern zu erwerben, so dass man heutzutage auch ohne Inzucht sein gewünschtes Zuchtziel erreichen kann.

Es gibt einige Züchter in Europa, die auch mit Mutationen schon Linien- bzw. Inzucht betrieben haben und aus jahrzehntelanger Erfahrung Regeln und Auswahlkriterien aufgestellt haben - einige grundlegenden dieser Regeln, sind im folgendem weiter ausgeführt.

Wen diese Regeln nicht interessieren oder wer meint, sich nicht an diese halten zu müssen, macht sich den Tieren gegenüber schuldig - geht wissentlich Risiken ein, die den Tieren ihre Gesundheit und in manchen Fällen auch qualvoll das Leben kosten können - DIES ist ethisch NICHT vertretbar! Es gibt Erfahrungen, die müssen kein zweites mal auf Kosten der Tiere gemacht werden!

Übersicht



Regeln

Anmerkung - Warnung !!!
Linienzucht oder eine andere Form der Inzucht sollte nie ohne Buchführung geschehen!
Am besten geht man dieser Zuchtmethode erst nach, wenn man schon intensive Erfahrung mit der Zucht und ein großes fachliches Wissen über die Chinchilla-Genetik hat.

Vorteile:
Man kann die Chinchillas in ihrer Qualität und ihrem Wesen verbessern, indem man Tiere mit positiven Eigenschaften (siehe Auswahl der Tiere) verpaart. Dies geschieht oftmals bei Elterntieren mit ihrem Nachwuchs (Mutter/Sohn oder Vater/Tochter) oder anderen Verwandtschaftsverhältnissen wie Opa/Enkeltochter.

Nachteile:
Die Tiere können unschön (dünn, klein) oder gar krank werden. Dies passiert aber vor allem, wenn man kein Wissen über die genetische Veranlagung der Tiere hat (kein Stammbaum oder kein Urteilungsvermögen) oder nicht genau Buch führt oder unwissendlich den Familienbund falsch untereinander verpaart.
Insbesondere Verpaarung mit letalen Farb- oder Farbverteilungs-Genen in Linienzucht sind ein hohes Risiko und sollten NICHT gemacht werden!

Ein Risiko bei Linien-/Inzucht besteht jedoch generell, denn so wie auch gute Eigenschaften verwandter Tiere in einem Nachkommen zusammen treffen können, können auch rezessive oder dominante negative genetische Merkmale durch Linienzucht verstärkt werden und in den Nachkommen sichtbar werden oder zu Letalität oder Verkrüppelungen sowie Krankheiten führen.
Achtung: viele Krankheiten oder organische Schäden sind nicht sofort, sondern erst im späteren Alter der Tiere sichtbar!

Es ist es ein Irrglaube, dass das der Grund für auftretende Behinderungen, Todgeburten oder ähnlichem genau das Verpaaren von Blutsverwandten ist.
Es kommen rezessive Gendefekte der Zuchttiere dadurch eher zum Vorschein, da Gene durch Inzucht vermehrt homozygot im Nachkommen werden.
Gene können jedoch nur mutieren, wenn sie durch äußere Einflüsse dazu gebracht werden (Umwelteinflüsse, Gentechnik, ...) oder ein Defekt während der DNA-Verschmelzung vorliegt (was auch bei nicht-Inzucht-Verpaarungen gleichermaßen vorkommt).

Wenn Todes-, Verkrüppelungs- oder Krankheits-Fälle bei der Inzucht auftreten, so ist der Gencode der zur Inzucht verwendeten Tiere zu 98 % bereits defekt (jeweils rezessiver Erbgang).
Dann sollte auch eine blutsfremde Verpaarung NICHT weiter mit eines der zuvor zur Inzucht gesetzten Tiere durchgeführt werden. Die rezessiven und in Inzucht homozygot aufgetretenen (und damit erst phänotypischen) Merkmale können so auch weiter rezessiv an die Nachkommen gegeben werden (50 %)!

Ziel der Inzucht ist es noch immer, in den Nachkommen homozygote (reinerbige) Gene (Merkmale) zu erhalten. Insbesondere, um damit positive rezessive Eigenschaften phänotypisch zu erhalten.

Übersicht



Worauf achte ich bei der Auswahl der Tiere ?

Um Zucht oder Linienzucht zu betreiben, sollte man abwarten bis die jeweiligen Tiere alt genug sind (zwischen 8 und 12 Monate), um beurteilen zu können, ob sie die gewünschten bzw. benötigten Eigenschaften haben:


Großes und verbreitetes Thema ist die Verpaarung von Chinchillas mit letalen Merkmalen (siehe auch Letalfaktor). Langjährige Züchter haben ihre Erfahrungen über jahrzehnte hinweg gemacht und an ihre Nachfolger weiter gegeben.

Wen diese Regeln nicht interessieren oder wer meint, sich nicht an diese halten zu müssen, macht sich den Tieren gegenüber schuldig - geht wissentlich Risiken ein, die den Tieren ihre Gesundheit und in manchen Fällen auch qualvoll das Leben kosten können - DIES ist ethisch NICHT vertretbar! Es gibt Erfahrungen, die müssen kein zweites mal auf Kosten der Tiere gemacht werden!

Besonders wichtig -> ein Abstammungsnachweis!
Für ein Tier, welches in die Linienzucht eingesetzt werden soll, ist ein Stammbaum mit mindestens 4 Generationen zurück erforderlich, insbesondere bei Farbvarianten ist dieser zwingend notwendig!

Beispiel der Linienzucht
Es wird ein schöner Bock mit einem gutem Weibchen verpaart, aus den folgenden Würfen werden hochwertige (in Qualität und Charakter) Weibchen (Töchter) ausgesucht. Diese werden wiederum mit dem Vater verpaart, um bestimmte gewünschte Eigenschaften in dessen Nachkommen weiter zu vererben. Die daraus entstehenden Chinchillas gehören der F1-Generation an.

Von diesen Jungtieren der F1- Generation sucht man sich wiederum hochwertige (in Qualität und Charakter) Weibchen aus (sofern welche geboren werden) die erneut mit dem Stammvater verpaart werden. Die daraus geborenen Tiere gehören der F2-Generation an.
Dies kann man weiter bis zur F4-Generation durchführen, wobei man bedenken muss, dass auch negative Eigenschaften gesteigert werden und die homozygoten Erbeigenschaften sehr hoch sind.
Hat man sein gewünschtes Ziel (hochwertig in Qualität und Charakter) erreicht, ist die Linienzucht nicht nötig.


!!!Achtung!!!
Schön sind natürlich alle Chinchillas, wenn man aber mehrere sitzen hat und man diese untereinander vergleicht, können einem weniger schöne Merkmale auffallen und wenn man eine intensive Zucht betreibt, sollte man diese Sachen beachten um unerwünschte Merkmale nicht weiter zu züchten bzw. heraus zu züchten.

Die Beurteilung von Chinchillas kann man bei guten und langjährigen Züchtern, Bewertern oder auf Chinchillaschauen lernen. Die zur Linienzucht ausgewählten Chinchillas auf einer Schau vorzustellen, ist eine gute Möglichkeit, das eigene Urteilungsvermögen zu überprüfen und erfahrene Züchter um Rat zu fragen.

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