Wie beginnen?
Wie beginnen?
© Daniela Klein
Eine Chinchilla-Zucht kann man auf vielerlei Art beginnen. Die folgende Aufstellung dient als kleiner Leitfaden für angehende Chinchillazüchter.
1. Sollte man sich ein Zuchtziel definieren und schauen, ob die eigenen Tiere dafür geeignet sind:
- Was möchte man züchten (Farblich, Größe, Qualität, …)?
- Wie viele Tiere kann man tiergerecht halten und sind die Räumlichkeiten und Rahmenbedingungen dafür gegeben (gesetzliche Haltungsverordnungen berücksichtigt, Genehmigungen erfragt, Vermieter einverstanden)?
- Welche Eigenschaften haben die schon vorhandenen Tiere (Farbe, Größe, Körperform, Felldichte, Charakter, Genetisch, …)?
- Wie vererbten sich in den vorigen Generationen die o.g. Eigenschaften?
2. Sollte man dann schauen, dass man auf Schauen, InfoMessen usw. Kontakte bekommt und mehrere erfolgreiche und bekannte Züchter besucht.
- auf den Schauen Bewertungsergebnisse einzelner Tiere vergleichen und vom Bewerter / erfahrenem Züchter erklären lassen
- Züchter besuchen und dort anhand der vorhandenen Linien die Vererbung der einzelnen Merkmale erklären lassen, Stärken und Schwächen erkennen lernen
- als Anfänger eigene Tiere auf Punktebewertungsschauen ausstellen, bevor man mit ihnen züchtet
- erfahrene Züchter beim Aussuchen passender Zuchttiere mit einbeziehen
3. Zuchtziel entsprechend anpassen und Bedarfssituation abklären:
- nach den gewonnenen Erkenntnissen das eigene Zuchtziel ggf. aktualisieren
- erkundigen, ob die Wunsch-Farbe in entsprechender Qualität und Charakter „gefragt“ ist, also der Nachwuchs auch reelle Chancen hat, gut unter zu kommen
4. 1 oder 2 Verpaarungen setzen und 2 bis 3 Würfe abwarten (dauert ca. 1 bis 2 Jahre)
- evtl. guten Nachwuchs behalten und Entwicklung sowie Vererbung beobachten
- lernen, mit Nachwuchs, Anatomie, Krankheiten und Nachwuchs umzugehen (Handaufzucht, Zitzenentzündung, Haarring beim Bock, Genitalinfekte, …)
- eigenen Nachwuchs auf Schau ausstellen, weiterhin Züchter besuchen und lernen
- ggf. Tiere optimaler umverpaaren, Auslese betreiben (wenn ein Tier z.B. nicht gut vererbt oder konditionell Probleme hat)
- sehen, wie das mit der Abgabetiervermittlung klappt
- verläuft alles positiv, kann über einen weiterer Zuchtausbau nachgedacht werden (vorteilhaft, auch wieder mit Unterstützung erfahrener Züchter)
So kann man mit der Zucht anfangen, wenn man es richtig und richtig gut machen möchte. Spezielle Zuchttierauswahl ist an dieser Stelle nicht berücksichtigt, diese ist auf den folgenden Seiten weiter beschrieben.
Sicherlich ist die Frage "warum so ein Aufwand, ich will doch kein Elite-Züchter werden?" nicht unberechtigt.
Doch die Antwort ist eigentlich nicht schwierig: es gibt sehr viele Züchter und Vermehrer und wenn man einmal den Abgabetiermarkt betrachtet, fällt einem schnell auf, dass viele heute schon Probleme haben, ihren zum Teil auch guten Nachwuchs unterzubringen. Die Kleinanzeigen sind sehr beliebt, viele inserieren die gleichen Tiere wochenlang immer wieder.
Dementsprechend sind die Preise für die Tiere schon sehr stark gesunken und auch bei Tieren in guter Qualität wird versucht, zunehmend die Preise zu drücken.
In den Tierheimen und Notfallanlaufstellen sind viele Standards und manchmal auch farbige Tiere zu finden, die ein gutes Zuhause suchen und manchmal Monate oder gar Jahre darauf warten müssen.
Zudem werden Chinchillas recht alt, was manch Halter gar nicht bedenkt: bei vielen Nagern liegt die Lebenserwartung zwischen 6 und 8 Jahren, bei Chinchillas zwischen 15 und 20 Jahren.
Als Züchter muss man auch weiter denken: die Tiere werden bis zu 12 Jahre oder länger Nachwuchs bekommen - in diesen 12 Jahren entwickeln sich auch andere Züchter weiter - steigern die Qualität der Tiere, züchten besondere Farben und haben auf Schauen Erfolge mit eigenem Nachwuchs bzw. machen sich einen Namen "in der Szene".
Sozusagen trennt sich langfristig auch bei den Züchtern die Spreu vom Weizen - und was von beidem man dann sein möchte bzw. durch sein Handeln sein wird, bleibt jedem selbst überlassen.
Wichtig sollte dabei bleiben:
- dass die Haltung der Tiere angemessen ist und im rechtlichen Rahmen liegt (Räumlichkeiten und Rahmenbedingungen)
- dass man bereit ist, Tiere, die man nicht abgeben kann, selbst zu behalten und den entsprechenden Platz einkalkuliert und dann auch die Zuchtpaare reduziert
- die Versorgung der Tiere (medizinisch und generell) sichergestellt ist (finanzielle und zeitliche Investition möglich)
- die Tiere nicht als Zuchtmaschinen angesehen werden
- die Tiere nicht mit dem Ziel der eigenen Profilierung gezüchtet werden
- man nicht darauf aus ist, dabei finanziellen Gewinn zu machen
Hat man diese Dinge verinnerlicht, steht einem Zuchtbeginn mit einem entsprechenden Zuchtziel kaum etwas im Wege.