Zucht dominanter Farben: Weiß

Zucht dominanter Farben: Weiß

© Daniela Klein



Zucht mit Weiß

Eine Verpaarung von reinem Standard mit Weiß nimmt man vor, um bestimme Eigenschaften des Weiß nachhaltig für die Weiterzucht zu verbessern und auch um die Farbe an sich in einer guten Qualität sowie Ausprägung in der ersten Generation zu erhalten.
Wichtig bei allen Verpaarungen, in denen es darum geht, Mutationen zu verbessern, ist die Erbfestigkeit der Merkmale, die man sich in der Mutation wünscht. Sind diese nicht ausreichend gefestigt, ist der Zuchterfolg nur teilweise in 1. Generation zu finden, jedoch in der 2. Generation eher ein Rückschlag in der Vererbung zu erwarten.

Man sollte sich daher die vorigen Generationen der für die Zucht ausgewählten Standards vorab ansehen und die Vererbung der genannten Eigenschaften analysieren.

Übersicht



Schwächen

Die meisten Weiß haben ein strukturelles Fell-Problem. Der Grannenwuchs ist bei vielen Weißen mit wenig Silberanteil recht gering, zudem ist das Haar in sich nicht seht stabil. Dies fördert sehr schnell die Bildung von Wirbeln und das Haar kann in sich gewellt sein.


Guter kurzer Grannenwuchs eines Silber mit kurzem Haar


Unruhige Haarstruktur, kaum Granne, Wirbel
und liegendes Haar eines Beige-Weiß-Schecken


Zudem ist bei Weiß oft auch sehr langes Haar zu beobachten, welches für die Schwächen ein noch extremeres Auftreten bedeutet.


Langer guter Grannenwuchs eines Weiß-Velvet Schecken,
kurzes Haar, extreme Ausprägung der Scheckung


Die Körperform ist da eher linienabhängig – es gibt vom schlanken bis runden Typ alle Varianten. Die Größe vererbt sich in den meisten Linien der Weißen recht dominant. Wenn man große weiße Tiere einsetzt, werden die Nachkommen aus Verpaarungen mit gleichgroßen Partnern nicht kleiner.
Wie auch bei anderen Tieren ist die Körperform auch eine Erscheinung, die durch die Felllänge geprägt ist. Ein Tier mit längerem Fell wirkt größer und runder. Doch gerade bei weißem Haar und dessen feinerer Struktur kann langes Haar eben auch sehr schnell liegen oder sich gar wirbeln, wenn man nicht sehr intensiv auf den Grannenwuchs dabei achtet.

Weiße mit viel reinem Weißanteil im Fell neigen oft zu einem Gelbstich in den weißen Zonen. Nur selten ist hier die Klarheit der Spitzenfärbung optimal.


seidige Haarstruktur, kurzes Haar,
Silber-Scheck mit Gelbstich


Über Beige gezogene Weiße haben dieses Problem meist noch stärker (abhängig von der Ausprägung des eingezogenen Beige). Problem ist, dass die schlechten Weiß-Eigenschaften durch ähnliche Schwächen anderer Mutationen sehr stark verstärkt werden (z.B. noch schlechtere Felleigenschaften)..


Unruhige Haarstruktur, langes Haar, lange Granne,
Pink-Weiß mit Gelbstich

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Eigenschaften der eingesetzten Standards

Daher wäre es sinnvoll, bei der Verpaarung von reinem Standard, um das Weiß zu verbessern, auf folgende Dinge zu achten:

Farbintensität

Die Farbe des Standard kann jede Ausprägung haben (hell bis dunkel), bei starkem Gelbstich könnte man auch hellere einsetzen mit breitem weißen Band und sehr guter Klarheit in den Spitzen - hellere Standards sind meistens auch in der Spitzenfärbung klarer.

Granne

Ein sehr hoher Grannenwuchs ist wichtig für die Textur und die Stabilität der bei Weiß eh feineren und instabileren Haare. Am besten sollten die Grannen aber kurz sein und kaum über das Fell heraus ragen (Seidigkeit).

Felleigenschaften

Ein mittleres bis kurzes Haar ist sinnvoll, dazu eine sehr hohe Wachstumsdichte. Die Körperform könnte zwar unter Umständen in Mitleidenschaft gezogen werden, aber die Texttur und meist auch Seidigkeit ist dadurch deutlich besser, was der feinen Weißhaarstruktur entgegen kommt.

Wamme

Ob schmale oder breite Wamme ist bisher eigentlich egal gewesen, Weiß hat meistens keine deutlich abgegrenzte Wamme (keine Pigmentierung generell). Band und Wamme von den zu verpaarenden Standards sollten weiß sein. Dies fördert die saubere klare Ausprägung der Pigmentierung.

Größe

Hier gilt wie bei Standard, was dem persönlichen Ideal am nächsten kommt. Da Weiß an sich nicht dafür bekannt ist, eine kleine Mutation zu sein, lässt es auch zu, etwas kleinere Partner einzusetzen. Man sollte aber bedenken: je dunkler eine Mutation gezüchtet wird, um so stärker prägt sich auch die Größe negativ aus: je dunkler das Tier um so eher das Risiko, dass sie kleiner werden.

Körperform

Das Kindchen-Schema mit schönem rundem und symmetrischem Kopf und gedrungener runder Körperform ist gerade beim Weiß mit einem extremen „Schmacht-Effekt“ verbunden. Runde Schneebälle, die aussehen wie weiße Wolken sind sehr schön anzusehen.

Für eine schöne Körperform ist aber leider auch immer etwas längeres Haar von Vorteil, doch dies hat Nachteile (liegendes Haar, schlechte Standhaftigkeit), besonders bei der Verpaarung mit Weiß bei schlechterem Grannenwuchs.

Charakter

Gerade bei Standard ist die Auswahl an guten Tieren mit ebenso guter Vererbung recht groß. Daher kann man hier gezielt auch ruhige und belastbare Charakterzüge schauen und ihnen in der Zucht den Vorrang zum Einsatz geben.

Zuchtverhalten und Robustheit

Auch hier kann man gezielt auf Eigenschaften wie Milchproduktion, Wurfgröße und -Häufigkeit, Kondition und Langzeitbeobachtungen dazu in den Vorgenerationen achten. Ein gutes Indiz sind über Generationen hinweg gleichbleibende Zuchtleistungen ohne Beeinträchtigung der körperlichen Verfassung (Krankheiten, Kondition).


Die ausgewählten Eigenschaften müssen dazu recht erbfest gezüchtet worden sein, damit die Eigenschaften sich in vielerlei Kombination wieder finden und gut berechenbar in das Weiß eingezogen werden können, damit diese in der jeweiligen Eigenschaft verbessert werden.

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Weiß mit anderen Mutationen

Die Kombination von Weiß mit anderen Mutationen ist sehr beliebt.
Rein Weiße Tiere (nur graue Ohren und dunkel Augen) sind sehr selten und ein Glücksfall, wenn sie auftreten. Sehr oft ist der Schwanzansatz grau oder im Gesicht hinter den Augen doch ein hauch von Silber zu finden.


Fell eines Weiß

Scheckungen bei Weiß sind sehr weit verbreitet. Am häufigsten treten Silber-Scheckungen auf. Die Flecken dieser Scheckung sind eine Mischung aus weißen und grauen Haaren mit dunklen Grannen.

  
Fell eines Silber  Fell eines Platin

Scheckungsausprägungen sind reine Glückssache und selten zu berechnen.

Es gibt Linien, in der eine bestimmte Scheckungsausprägung über Generationen hinweg immer wieder auftreten (z.B. Blesse oder Punkt auf Stirn, Verteilung der Scheckung vergleichbar).
Hat man ein solches Phänomen in der Vererbung in seiner Linie festgestellt, kann man sich zu den wenigen glücklichen Züchtern zählen, die gezielt auf bestimmte Scheckungen hinzüchten können und damit meist bis zu 80% Erfolg haben.
Wichtig ist, auch bei extremer Scheckung nie zu vergessen, dass Flecken nicht alles sind, sondern auch die allgemeingültigen Auswahlkriterien nach wie vor ihre Gültigkeit haben.

Möchte man mit Weiß oder Schecken mit anderen Mutationen in Kombination züchten, muss man ganz besonders auf die typischen Schwächen der zu verpaarenden Mutationen achten, da diese im Ergebnis sich letztendlich meistens verstärken.
Die Qualität wird schlechter, die Eigenschaften schlechter, die Vererbung dieser Merkmale dominanter.

Besonders gilt dies auch für rezessive Mutationen! Abgesehen davon, dass es noch immer Züchter gibt, die Tiere mit stark liegendem langen Haar und Wirbel generell zur Zucht von Weiß einsetzen, gibt es auch solche, die sich nicht viele Gedanken um diese Kriterien beim Einziehen in rezessive Mutationen machen. Dabei ist es gerade hier umso wichtiger, da die feinere Haarstruktur beider Mutationen negative Auswirkung auf das Gesamtergebnis hat.

Zieht man z.B. Saphir oder Violett in Weiß, so sollte man auf kurzes Haar, viel Grannenwuchs und sehr hohe Dichte beider Mutationen achten.

  
Fell von Weiß Violett


Bei dem Einziehen von dominanten Mutationen hat man meist auf Grund des höheren Angebotes sehr guter Tiere mehr Auswahlmöglichkeiten und eine bessere Chance, von Anfang an, die Schwächen der Ergebnisse möglichst gering zu halten.
Wie immer gilt bei der Auswahl der Zuchttiere: dichtes kurzes Fell mit hohem Grannenwuchs.


Fell eines Beige Weiß


Die typischen Schwächen der einzelnen Mutation an sich können auch in Kombination mit der anderen Mutation auftreten: Wammenfehler (z.B. Graupigmente an Hals, zwischen den Pfoten), Klarheitsdefizite (Rot-/Braunstich, Gelbstich), dünnes Haar usw.

Kombinationen mit Ebony und Velvet intensivieren oft die Ausprägung einer Scheckung. Doch gerade bei Ebony sollte man eine sehr genaue Auswahl des Partnertieres treffen, da hier doch sehr ähnliche Schwächen aufeinander treffen.


Fell eines Weiß Ebony


Daher gilt die Regel: nur mit fertigen und gut durchgezüchteten und genetisch gefestigten Mutationen Weiß kombinieren, um ein Maximum an Qualität zu erhalten.
Weder ist das Weiß dazu da, andere Mutationen zu verbessern, noch andere Mutationen dazu da, um Weiß zu verbessern.
Einzige Ausnahme bei spitzenqualitativer Linie, wo es möglich sein könnte, ist eine Kombination mit rein über Standards gezogener Black-Velvets ohne farbtypischer Schwächen.

In unserem Forum/Bereich Chinchilla-Zucht können Sie Fragen stellen und an Diskussionen zu Zuchtthemen teilnehmen.

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