Die Geburt

Die Geburt

© Daniela Klein

Ein paar Tage vor dem Geburtstermin werden das Weibchen und auch das Böckchen oft unruhig. Sie sucht vermehrt das Häuschen oder die auserwählte Wurfstelle am Boden auf und frisst weniger, trinkt aber meist mehr. Leichte Gewichtsabnahme ist möglich. Der Bock spürt, dass das Weibchen bald wieder aufnahmefähig ist. Er umsorgt sie nicht selten aufgeregt, wedelt mit dem Schwanz und piepst herum.

Vorbereitungen für den Wurftermin: Wenn Sie den Geburtstermin wissen, sollten Sie 2 Tage vorher den Käfig säubern und danach die Pippiecken täglich entfernen. Auch das Sandbad sollte nur noch unter Aufsicht gegeben werden. Weiß man den Termin nicht genau, ist es auf jeden Fall ratsam, die Pippiecken regelmäßig zu entfernen, denn wenn die Jungen da sind, sollte man im Käfig die erste Woche nach der Geburt nur das allernötigste verrichten.

Am besten sollte man das Schlafhäuschen auf den Käfigboden stellen. Auch wenn das Weibchen meist außerhalb gebärt (hängt oft von der Größe des Häuschens ab), wird sie anschließend meist froh sein, sich mit ihren Babys dorthin zurück ziehen zu können, um auch vor dem aufdringlichen Bock etwas Ruhe zu haben.

Chinchillas bauen keine Nester und suchen sich zur Geburt gerne glatte Flächen oder scharren auf dem Boden Mulden in das Streu. Das Häuschen, in dem Chinchillas ihre Junge gebären können, muss eine Mindesthöhe von 20 cm haben, sonst können sie sich nicht gut bei der Geburt aufrichten.


Die Geburt findet häufig in den frühen Morgenstunden bis Vormittag statt und dauert zwischen 30 Minuten und mehreren Stunden. Dies hängt vom Weibchen und der Anzahl der Jungen ab, die 1 - 3, aber auch schon bis zu 6 (!) sein können.
Sollte Sie wider Erwarten die Möglichkeit haben, bei der Geburt zusehen zu können, verhalten Sie sich bitte leise und stören Sie nicht dabei, schalten sie auch kein extra Licht an, um alles besser sehen zu können.
Fotos von der Geburt zu haben ist zwar sensationell, aber für das Weibchen, welches unter starken Schmerzen seine Jungen bekommt, keine entspannte Sache, sondern absoluter Stress. Erst recht, wenn man dafür noch in den Vorgang eingreift, um möglicht schöne Bilder machen zu können.
Bitte stören Sie die werdende Mutter nicht, je weniger Stress sie hat, desto besser kann und wird sie sich um ihre Babys kümmern! Manche Weibchen reagieren sehr stark auf Stress und können vor lauter Aufregung auch ihre Jungen verletzen oder gar töten!



Chinchillafamilie


Wenn die Wehen einsetzen, fängt das Weibchen an sich zu strecken und zu recken, um sich kurz danach heftig zusammen zu krümmen. Sie stöhnt und quitscht manchmal leise und stützt die Pfötchen am Haus oder der Wand ab, während die Kontraktionen sich verstärken. Immer wieder reinigt sie ihre Geburtsöffnung schaut zwischenzeitlich nach unten, ob schon das Baby herausragt.
Die Weibchen gebären aufgerichtet auf den Hinterbeinen und ziehen das Junge vorsichtig mit den Zähnen heraus. Dabei kann es bei Steißgeburten zu Verletzungen am Schwanz kommen (bis Stück fehlt) und bei normalen Geburten auch zu leichten Verletzungen an Nase oder Kopf.

Dann mit Presswehen wird das Baby halb hinaus gepresst, halb von ihr gezogen, und sofort beginnt sie damit das Baby zu säubern. Die Säuberung kann aber unterbrochen werden wenn direkt ein zweites Baby hinterher kommt. Das erste Baby wird eventuell schon munter im Käfig herumkriechen. Um die Babys "zu wecken", werden sie von der Mutter mehrfach in den Körper gezwickt. Triggerstellen sind besonders Schwanz und Beine der Babys. Unvorsichtige Weibchen können dabei schon einmal versehentlich ihre Babys verletzen. Dies ist aber eher selten.



Standard


Zum Abschluss der Geburt frisst das Weibchen die Nachgeburt (Plazenta) in der für den Milchfluss wertvolle Nährstoffe für sie enthalten sind. Dann säubert sie ihr blutiges Fell und das der Babies sehr gründlich frisst evt. sogar blutige Einstreu-Späne. Inzwischen versuchen die Babies die Zitzen zu finden und zu säugen oder einfach nur unter der Mutter Wärme zu finden.
Je nachdem, wie groß der Wurf ist, kommen auch mehrere Nachgeburten. In der Regel sind es 1 je Baby.



Weibchen frisst die Plazenta


Ist das Böckchen mit im Käfig wird es entweder die Babies mit säubern und warm halten oder ist im ungünstigsten Fall nur daran interessiert, sein Weibchen gleich wieder zu decken und weder ihr noch den Babies ruhe zu gönnen.



Black-Velvet Mutter mit Standard-Baby


Verzögert sich die Geburt oder presst die Mutter stark über längere Zeit und es kommt kein Baby, sollte dringend ein Tierarzt aufgesucht werden. Es kann zur Leichenvergiftung führen, wenn die Geburt nicht abgeschlossen ist und nichts unternommen wird.
Vorteilhaft ist es, wenn der TA vorbei kommt. Ist dies nicht möglich, so legt man die Transportbox am besten mit einer Wärmflasche aus, um das Tier zum TA zu bringen. Immer auch die bereits geborenen Jungen mitnehmen! Fragen Sie den TA, ob er sich mit Chinchillas auskennt!


Im Falle eines Kaiserschnittes sollte das Weibchen besser mit Injektionsnarkose mit Aufwachspritze narkotisiert werden. Zu häufig haben Weibchen leider in der Vergangenheit Kreislaubprobleme nach der Gasnarkose. Narkosebestandteile der Injektionsnarkose können in die Milch gelangen, im Zweifel gilt allerdings, das Leben der Mutter zu retten.
Als Antibiotika sollte auf Nicht-Frucht-Schädigende Antibiotika zurückgegriffen werden. Hier sind auch gute Erfahrungen mit Homöopathie erzielt worden, dies sollte mit dem Tierarzt besprochen werden.

Kaiserschnitt-Weibchen sollten nicht wieder in die Zucht eingesetzt werden, da die Gefahr weiterer Komplikationen bei der nächsten Geburt sehr hoch ist! Oft lässt sich bei dem Eingriff auch gleich eine Kastration mit machen. Dies ist zu empfehlen!



säugendes Standard dunkel mit Black-Velvet-Babys


Chinchilla-Weibchen sind nach der Geburt gleich wieder aufnahmefähig, darum solltest man, wenn man nicht möchte, dass sie gleich wieder trächtig wird, das Böckchen schon 2 Tage vor dem Geburtstag für ca. 7 - 10 Tage herausnehmen, am besten in einen kleinen Käfig in den größeren stellen, damit der Kontakt zur Familie nicht ganz abbricht. Es kann sonst dazu führen, dass das Weibchen den Bock nicht mehr akzeptiert. Normalerweise richtet es die Natur aber so ein, dass das Weibchen nicht trächtig wird, sofern es dazu körperlich nicht in der Lage ist, darum ist es nicht zwangsläufig notwendig, den Bock heraus zu nehmen. Jedoch ist die Zuchtauslese diesbezüglich in der Vergangenheit vernachlässigt worden, daher ist ein Eingreifen ab 3. Wurf in Folge ratsam!

Weiter kann man Mutter und Babies mit einigen Dingen unterstützen. Lesen Sie folgende Erfahrungen.



3er-Wurf Standard dunkel


Hält man eine größere Gruppe, sollte man folgendes beachten: wenn das Böckchen nach der Geburt das Weibchen decken möchte, kann es zu Eifersüchteleien unter den Weibchen kommt und in diese Streitereien versehentlich die Babys dazwischen geraten und etwas davon abbekommen - hier sollte man seine Gruppe sehr gut beobachten und notfalls den Streithammel vorübergehend trennen.

Durch Klick auf den unten stehenden Link gelangen sie zu einem Bild von einem durch ein fremdes Weibchen in einer Dreiergruppe getöteten Baby:
Schädelbiss (klick)


Die Mutter sollte mindestens 1 Woche lang nach der Geburt mit ihren Babys absolute Ruhe haben (bis auf füttern und natürlich Babys wiegen). Es empfiehlt sich auch in dieser Zeit den Käfig möglichst nicht zu säubern (nur die feuchte Späne entfernen), da dies Stress für das Muttertier bedeuten kann, welcher sich auf die Fürsorge und Betreuung der Babys negativ auswirken kann.


Weiß-Violett-Scheck, 2 Tage alt, 66 g
ein richtiger Propper


Wichtig:
Entfernen Sie für mindestens eine Woche nach der Geburt - oder bis die Scheide sichtlich verschlossen ist - das Sandbad, da sonst in dem geöffneten Unterleib Sand und Staub zu einer Infektion führen können und auch die Babys können Sand in die Augen bekommen, was zu einer Infektion führen kann.


Es kann schon mal vorkommen, dass bei der Geburt eine "Steinfrucht" mit ausgetragen wird. Dies ist ein kleiner Klumpen (ca. Trockenpflaumengroß), der schwarz und hart ist. Es handelt sich hier um die Überreste eines resorbierten (zurückgebildeten) Jungen.


Steinfrucht, 3 cm lang


Steinfrucht, hier ist der resorbierte Embryo deutlich zu erkennen.


Weiterführende Links

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