Pelztierzucht

Informationen zur Pelztierzucht

Es kursieren viele Gerüchte um Pelztierzüchter. Um einen kleinen Eindruck zu vermitteln, wie Chinchillas auf einer Pelztierfarm gehalten werden, haben wir uns auf den Weg gemacht und eine Anlage besichtigt. Der Pelztierzüchter war so freundlich uns in einem Interview viele Fragen zu beantworten.
Wir möchten ihm hierfür noch einmal danken.

Die Antworten des Züchters wurden von uns nicht inhaltlich verändert und geben ausschließlich die Meinung des Züchters wieder!


Interview mit einem Chinchillazüchter

Wie viele Tiere haben Sie?
Ich habe ca. 50 Zuchtweibchen und zwischen 150 und 170 Junge.

Haben Sie ein Lieblingstier?
Nein.

Haben Sie auch Tiere mit Namen?
Nein, es sind dafür zu viele Tiere.

Wie alt ist Ihr ältestes Tier?
Mein ältestes Tier ist ca. 10 Jahre alt.

Wie lange züchten Sie schon?
Ich züchte seit 32 Jahren.

Was war Ihr schönstes Erlebnis?
Wenn Junge geboren werden.

Was war Ihr schlimmstes Erlebnis?
Wenn Junge sterben oder nicht lebensfähig sind.

Mit welchen Krankheiten müssen Chinchillazüchter kämpfen?
Krankheiten kommen eher selten vor. Manchmal kommt ein Pilzbefall vor. Von anderen Züchtern habe ich gehört, dass sie schon mal mit Kolibakterien zu tun hatten.

Woran erkennt man einen guten Züchter?
Daran, dass er immer Junge im Stall hat. Das zeigt die optimale Haltung.

Wie werden die Tiere gehalten (Gruppen, paarweise, polygam)?
Ich halte die Tiere polygam und paarweise.

Wie groß ist der Käfig für ein Tier?
40 cm hoch, 60 cm tief und 50 cm breit.





Käfige mit Zuchtweibchen


Warum werden Chinchilla auf Gitter gehalten?
Ich mache das aus hygienischen Gründen. Wenn der Kot und der Urin durchfällt, haben sie keine Probleme damit. Die Tiere haben auch keine Probleme damit, auf Draht zu laufen. Wenn Junge geboren werden, kommt Heu rein, das wird im Laufe der Zeit kurz genagt und fällt durch, dann kommt wieder neues Heu in den Käfig. So haben sie immer ein sauberes Lager. Die Hygiene und die Gerüche sind nach meiner Meinung auf durchlässigem Boden besser, als wenn ich eine Blechwanne habe, die alles in sich behält und die Gerüche und Dämpfe hat das Tier ja auch. Auf Draht fällt alles durch. Wie einige sagen, lassen sich in Blechwannen besser Jungen aufziehen, dass kann ich nicht sagen.
Wenn man eine Wärmeplatte unter dem Draht hat, kann man diese schon eine Woche vor dem Wurf unterklemmen. Die Tiere gehen gerne hin und machen sich lang und entspannen, man hat den Eindruck, dass sie von den Tieren gerne angenommen wird. Man kann auch eine Wurfkiste mit den Innenmaßen von mindestens jeweils 22 cm Kantenlänge in den Käfig stellen.



Pfoten eines auf Draht gehaltenen Tieres


Werden Chinchilla künstlich befruchtet?
Nein. Ich weiß nicht wie das gehen sollte. Chinchilla paaren sich natürlich.

Wie viel Nachwuchs kommt im Durchschnitt?
Es sollten etwa 2 Würfe im Jahr pro Weibchen mit jeweils 2 – 3 Junge kommen. Einige Weibchen werfen auch nur einmal oder bleiben leer. Das hängt stark von den Haltungsbedingungen ab. Je artgerechter die Tiere gehalten werden, um so besser die Vermehrung.

Was kostet die Zuchtanlage ca. im Monat?
Was eine Zuchtanlage kostet, hängt davon ab, ob der Stall neu ist, ob noch Kosten auf dem Stall sind, und welche laufenden Kosten da sind.
Ich mache alles selbst: den Gehege- und Stallbau, und ich habe sehr viel Technik drin. Eine Trinkanlage und eine Futteranlage, dadurch kommen die Tiere immer an Wasser und Futter und das ist auch von Vorteil für die Zuchttiere.

Woran erkenne ich gutes Chinchilla-Futter?
Am Kot des Tieres, er muss hell, rohfaserreich und groß sein. Wenn er klein und dunkel ist, ist der Darm überlastet.



Originalkot und Gräser aus Chile


Welches Futter füttern Sie?
Früher hatte ich anderes Futter, leider wird dieses nicht mehr hergestellt. Das war das beste Futter. Die Hersteller hatten Kontakt zu Freilichtfarmen in Chile. Von dort hat sich der Hersteller die Gräser einführen lassen, um hier in Deutschland nach ähnlichen Gräsern für die Futterzusammensetzung zu suchen.
Das Futter wurde dann nach dem Kot der Chinchillas hier in Deutschland optimal abgestimmt. Diese Arbeit hatten sie seit 1958 gemacht. Das Futter war so gut und bekömmlich, dass die Weibchen 6er-Würfe hatten. Das Weibchen hat 6 Zitzen.
Viele Futtermittelhersteller stellen Chinchillafutter her, aber sehr oft sind dies abgewandelte Kaninchenpellets und das ist für Chinchilla nicht sehr gut. Das Chinchilla muss gegenüber anderen Tieren sehr rohfaserreiches Futter bekommen. Dies ist wichtig, denn die Tiere haben einen 2 ½ Meter langen Darm und der ist sonst überlastet, wenn das Futter zu wenig Rohfaser hat.

Was bekommen Chinchilla noch zu fressen?
Erst mal Heu, Wasser und Pellets satt.
Im Frühjahr gebe ich frischen Löwenzahn zu, natürlich ungespritzt - frisch. Den nehmen sie sehr gerne an, gerade die Zuchtweibchen und auch die Jungen knabbern daran. Dies ist die beste Gewähr, dass die Herbstwürfe nicht kümmerlich werden.
Weiter gebe ich auch Vitamine/Mineralien unter Haferflocken. Der Zusatz nennt sich Davinova und wird allgemein bei der Kleintierzucht gegeben und ist für Chinchilla sehr bekömmlich. Auf 1 Pfund Haferflocken kommen 3 – 5 Milumil-Meßlöffel (á 20 g). Wenn man das mehrmals die Woche gibt (2-3 mal 1 Teelöffel), bekommen die Zuchtweibchen alles, was sie brauchen. Gerade bei trächtigen Weibchen ist das wichtig, damit sie die Vitamine und Mineralstoffe, die sie an die Jungen geben, wieder zugefügt bekommen.
Apfel kann man auch geben. Ich habe mal Leinsamen gegeben, vor und nach dem Wurf. Wenn die Nachgeburt gefressen wird – das ist ja Fleisch und Chinchilla sind Vegetarier – das wirkt leicht laxierend (abführend). Das kann man genauso mit ungeschwefelten Trockenpflaumen oder Apfel machen.

Verkaufen Sie die Tiere auch an Kuscheltierhalter/-Züchter?
Ja.

Zu welchem Preis?
Verhandlungssache *grins*

In welchem Alter ist die Fellreife erreicht?
Die erste Fellreife ist zwischen 8 und 12 Monaten erreicht.

Wie werden die Tiere getötet?
Mit Chloroform. Nach dem Tierschutzgesetz dürfen wir die Tiere nicht anders töten.

Wie viel bekommen Sie im Durchschnitt für ein Fell?
Der Preis für ein Fell liegt zwischen 20 und 120 DM, je nach Qualität. Es gibt sehr große Qualitätsunterschiede. Die Sorgfalt bei der Haltung, der Pelzung, der Rohfellherstellung, davon hängt der Preis ab. Natürlich auch von der Qualität der Tiere und der Zuchtauslese. Gute Chinchilla muss man selbst züchten, die kann man nicht kaufen. Ein Züchter, der seine Tiere zur Weiterzucht verkauft, hat immer bessere im Stall. Sonst ist er bald „weg vom Fenster“, dann überlistet er sich selbst. Unsere schlechtesten Tiere werden gepelzt und die müssen noch so gut sein, dass sie das ganze noch rentabel halten, sofern das überhaupt möglich ist.

Werden die Pelze in Deutschland weiterverarbeitet?
Die werden auf dem größten Fellumschlagsplatz der Welt, in Kopenhagen, vermarktet.

Welche Schauen, Veranstaltungen und Ausstellungen besuchen Sie mit Tieren?
Schauen in Holland, Dänemark und Deutschland. Früher war ich auch in Schweden. Das sind nationale und internationale Ausstellungen von Chinchillavereinen und –verbänden. Chinchilla brauchen auf Schauen keine Schutzimpfung vorweisen.

Sind alle Pelzchinchillazüchter gewerbliche Züchter?
Fast keine sind gewerbliche Züchter.

"Ohne die Chinchillazüchter wären die Chinchilla ausgestorben!" - sagen viele Pelztierzüchter über sich. Wie sehen Sie das und warum?
Ich glaube, wir halten die Restbestände der noch freilebenden Chinchilla am leben durch unsere Fellproduktion. Je besser unsere Felle sind, die wir auf den Markt bringen, je mehr wir uns qualitätsmäßig abheben, desto besser sind die wildlebenden Chinchilla geschützt.



sehr schönes Standard-Chinchilla


Nicht nur die Jagd nach Fellen, sondern auch die Spieltiere – um 1900 herum hat man sie schon als Spieltiere in Paris gehalten, gefährden den Bestand der wildlebenden Chinchilla.
Wenn größere Mengen Spieltiere gehalten werden, würde man ohne die Cinchillazüchter auch die wildlebenden Chinchilla dafür fangen. Es gab Chinchi-Stämme, das sind Indianerstämme, die hielten Chinchilla als Haustiere, wie wir Kaninchen halten und stellten auch Decken und andere Gebrauchsgegenstände aus ihnen her.
Die Menschen, die wildlebende Chinchilla haben wollen, würden diese Indianer ausfindig machen und die wissen, wie man an wildlebende Chinchilla ran kommt. Dann würden auch die eventuellen Restbestände noch ausgerottet werden. Nahezu ausgerottet waren sie ja schon. 1917 wurden sie in Peru und Chile unter Schutz gestellt. Chapman, der Begründer der Chinchillazucht, hat 1920 ganz offiziell 11 Tiere ausgeführt.
Ich habe mal auf der Norla (Norddeutsche Landwirtschaftsausstellung) mit jemandem gesprochen, der war in den 20er Jahren Lehrer in Chile/Peru. „Da wurden noch Fallen gestellt, um Chinchilla zu fangen - Wenn man hier mit dem Fuß auftrat und in 120 m Entfernung saßen Chinchilla auf einem Felsen - die sah man den ganzen Tag nicht mehr. Also jagen konnte man diese nicht, da konnte man nur Fallen stellen“, sagte er, so scheu seien die Tiere. Sie sollen in Felsspalten bei geringer Luftfeuchtigkeit leben, deswegen kann man sie hier auch nicht gut draußen halten. Man kann sie in Volieren halten, aber sie müssen immer an einem trockenen Platz stehen.

Viele beschimpfen die Pelztierzüchter, sollten diese Menschen nicht eher die Pelzträger beschimpfen?
Der Mensch ist nicht ideal. Ich kann nur für Chinchillazüchter folgenden Standpunkt sagen:
Wenn wir sie nicht halten würden, würde das Gejammer wie bei den Elefanten wegen des Elfenbeins und den Nashörnern wegen des Horns sein. Beim Chinchilla ist das perfekt geregelt:
Unsere Zuchten werden von der Landwirtschaftskammer und vom Amtstierarzt kontrolliert, also von den offiziellen Stellen einsehbar. Es gibt genug allgemeine Gesetzte über die Tierhaltung, die zum Tragen kommen, da braucht man keine extra Gesetze für Chinchilla. Die Tierschutzgesetzte gelten auch für Chinchilla. Das wurde mir von einem Amtstierarzt gesagt.

Warum ist es schwierig, den Kontakt zu Chinchillazüchtern zu bekommen?
Die haben alle schon schlechte Erfahrungen gemacht. Dahinter steckt auf keinen Fall irgendein schlechtes Gewissen! Ich könnte jeden in meinen Stall lassen und es ist auch alles in Ordnung und irgendwann werde ich plötzlich überfallen. Das ist ja schon sehr oft gemacht worden. Das ist das Problem! Früher war ich mit Chinchilla auf mehr Ausstellungen und Kleintierschauen und habe über Chinchilla gesprochen und informiert. Jetzt rede ich mit Leuten, die über Chinchilla reden und mich nicht beschimpfen wollen. Das Beschimpfen brauche ich nicht. Oft ist das so, dass die Leute, die mich beschimpfen keine Ahnung haben. Die Leute, die Ahnung von Chinchilla haben, mit den mag ich mich gerne unterhalten. Wir werden jetzt auf den Vereinsschauen die Estländer als Teilnehmer bekommen, auch vielleicht die Belgier. Da wird sich allgemein ausgetauscht und dies nicht über Misshandlungen, sondern über allgemeine Erfahrungen und über die Zucht. Das liegt aber auch auf der Hand: Man kann keine Tiere misshandeln und gleichzeitig qualitativ hochwertige Felle produzieren. Entweder machen wir das eine oder das andere, beides zusammen geht nicht.

Wenn ich ein Tier schlecht halte, das ist auch in den Zoos so, dann vermehren sie sich nicht. Das Tier geht noch nicht ein, aber es vermehrt sich nicht. Die Vermehrung einer Tierart ist für mich ein gutes Zeichen dafür, dass die Tiere gut gehalten werden.

Würden Sie an einer Zusammenarbeit mit einer IG interessiert sein, die sich mit Themen rund um Chinchillas befasst und auch die Chinchillazüchter mit einbeziehen möchte?
Mit Informationen gerne!

ein Züchter aus Schleswig-Holstein