© Daniela Klein
Immer häufiger trifft man in Chinchilla Foren oder News-Gruppen auf die Idee, 1 x Nachwuchs mit einem der eigenen Tiere zu bekommen. Oftmals haben diese Halter eine gleichgeschlechtliche Gruppe Weibchen und möchten eines dieser Weibchen decken lassen. "Ich möchte ja nur einmal, Babys sind ja soooo süüüüß" ist die Begründung.
Im folgenden Text ist beschrieben, was auf den Halter zukommen (kann) und welche Überlegungen nicht vergessen werden sollten.
Wissen!
Ohne Grundlagenwissen zur Zucht sollte man keinerlei Lebewesen vermehren.
Dazu kommen die artspezifischen Informationen. Folgender Text ist nur eine kurze Übersicht!
Zuchttauglichkeit
Diese ist zum größten Teil hier gut beschrieben.
Dass man mit Chinchillas aus Tierheimen oder Notfällen keine Vermehrung durchführen sollte, steht eigentlich außer Frage, auch hinsichtlich der im vorigen Beitrag genannten Kriterien. Zum Thema Chinchillas aus dem Zoohandel und Zucht, gibt es hier einen informativen Bericht.
Zunächst sollte man also überprüfen, ob eines der eigenen Tiere die Grundvoraussetzungen zur Zucht überhaupt erfüllt.
Einrichtung
Habe ich die räumliche Möglichkeit?
Chinchillas brauchen entsprechende Einrichtung der Zucht, um sich wohl zu fühlen und stressfrei/ungestört Schwangerschaft und Jungenaufzucht zu meistern. Wichtig ist auch generell, dass man die Tiere im Sommer nicht in zu warmen Räumen hält, denn Schwangerschaft und Geburt sowie Säuge-Zeit belasten die Tiere und den Kreislauf noch einmal extra.
Um keine Probleme in der bisherigen Gruppe zu bekommen, sollte das Weibchen mit dem Bock allein in einem Aufzucht geeigneten Käfig ziehen. Dabei darf jedoch kein Tier in Einzelhaltung übrig bleiben.
Um die Jungtiere vor der Geschlechtsreife von den Eltern nehmen zu können (Inzucht vermeiden!), werden für die Böckchen als auch Weibchen je ein Käfig notwendig sein - also 2 weitere Käfige. Man kann zwar Söhne mit dem Vater zusammen lassen oder Töchter mit der Mutter, doch kann es sein, dass a) die ursprüngliche Weibchen-Gruppe die Mama oder die weiblichen Babys nicht akzeptiert oder b)die Böckchen sich nach Eintreten der Geschlechtsreife im gleichen Raum wie die Weibchen bis aufs Blut streiten.
Ein langfristiger Plan muss also her, was man mit den Jungtieren und dem Bock später machen wird, wenn man nicht dauerhaft mit Nachwuchs rechnen will. Eine Kastration und Integration des Paares + weiblichen Nachwuchs in die ursprüngliche Weibchen-Gruppe klappt auch leider nicht immer, wie gewünscht. Letztendlich sind also 2-3 neue Käfige notwendig, die Chinchilla-Gerecht sein müssen.
Vermehren
Grundsätzlich: Kein guter Züchter verleiht ein Böckchen zum Decken oder nimmt ein fremdes Weibchen zum Decken in seinem Bestand auf. Es müsste also ein Bock gekauft werden und dieser mit dem ausgewählten Weibchen vergesellschaftet werden.
Bis ein Weibchen trächtig wird, kann es nach der Vergesellschaftung dauern. Manche Weibchen harmonieren schnell mit dem neuen Partner, andere brauchen länger, um sich auf die neue Situation und die schmerzhafte Trennung von der alten Gruppe einzustellen. Es kann bis zu 2 Jahre dauern, bis sich der gewünschte Nachwuchs einstellt. Grundlegende Informationen zur Brunft gibt es hier.
Tragezeit
Während der Tragezeit braucht das Weibchen vor allem Ruhe und Stressfreiheit und eine ausreichende Versorgung. Gegen Ende der Tragezeit (ca. 2 Tage vor der Geburt) sollte das Böckchen - sofern nicht schon kastriert - aus dem Käfig genommen werden, damit kein direktes Nachdecken bei/nach der Geburt stattfinden kann. Er sollte mit Mama und den Jungen in Kontakt bleiben (Käfig in/ oder an Käfig) und kann 7 - 10 Tage nach der Geburt direkt wieder zur kleinen Familie. Es kann aber auch sein, dass das Weibchen ihn nicht wieder annimmt, dann muss man warten, bis die Babys abgesetzt sind oder ihn später mit einem der Söhne vergesellschaften (wenn welche dabei sind).
Geburt
Bei der Geburt kann es leider auch schnell zu Komplikationen kommen. Wichtig ist ein Tierarzt in der näheren Umgebung, der sich mit Chinchillas auskennt und auch im Notdienst einen Kaiserschnitt am Wochenende durchführen kann.
Informationen zur Jungenaufzucht gibt es hier.
Womit muss ich rechnen?
Gruppe(n)
Weibchen
Babys
Bock
Fragen, die man sich stellen muss sind:
Was kann auf mich zukommen?
Tiere
Ein guter Zuchtbock kostet je nach Farbe ab 80 Euro aufwärts, gleiches gilt für ein Weibchen, sollte das passende doch nicht vorhanden sein.
= ca. 80 - 200 Euro
Chinchilla-Gerechte Ausstattung
= ca. 300 - 500 Euro Komplikationen
=> Empfohlen ist Rücklage von ca. 200-300 Euro für den Notfall!
Manch ein Tierheim, Notfall- oder Pflegestelle vermittelt selten auch tragende Weibchen. Auch mancher Züchter gibt mal ein trächtiges Weibchen ab.
Was ist hier zu beachten?
Wichtig ist, dass man zuvor abklärt, wer im Falle von Komplikationen (Kaiserschnitt, TA-Untersuchungen, etc.) die Kosten übernimmt und ob die Möglichkeit gegeben ist, dass männliche Nachkommen oder der Nachwuchs von der Pflegestelle / Tierheim / Züchter wieder abgenommen werden, wenn die Vermittlung nicht klappt und die Integration in die vorhandene Gruppe nicht funktioniert.
Auch über eine mögliche Handaufzucht sollte gesprochen werden, sollte etwas schief gehen. Möglicherweise hat man selbst keine Möglichkeit, die Babys dabei rund um die Uhr zu versorgen.