© Daniela Klein
Bevor man sich mit der Zucht von Lebewesen beschäftigt, sollte man sich mit möglichen Risiken vertraut machen. Einer der Risiken ist ein Letalfaktor.
Ein Letalfaktor ist ein Faktor, bei dessen Aufkommen das jeweilige Lebewesen nicht lebensfähig ist. Entweder sterben die Föten im Mutterleib oder werden Tod geboren, sind verkrüppelt und leben nur sehr sehr kurz.
Letalfaktoren kann man mit rezessiven Erbeigenschaften vergleichen - nur wenn beide Elternteile diesen Faktor auch weitervererben, kommt es zu letalen (nicht lebensfähigen) Nachkommen. Letalfaktoren können mit verschiedenen genetischen Eigenschaften verbunden sein.
Bei Chinchillas hängt der Letalfaktor des Black-Velvet, mit dem Farb-Verteilungs-Gen zusammen, der den Verlauf der Zeichnung am Körper des Tieres (dunklere Decke, dunklerer Kopf) bestimmt.
Junges Black-Velvet
Bei Weiß hängt der Letalfaktor am Farb-Gen, also an der weißen Farbe des Tieres.
Junge Wilson-Weiß
Man kann Black-Velvets sowie auch Weiß (Apricot, Pink-Weiß oder Wilson-Weiß - je nach zweitem Gen) untereinander verpaaren, ohne dass der Letalfaktor zwangsläufig zum Tragen kommt. Er wirkt sich dann aus, wenn beide Velvet-Gene oder beide Weiß-Farb-Gene beim Nachkommen aufeinander treffen (also von beiden Elternteilen gleichzeitig an den Nachkommen vererbt werden). Dies KANN statistisch bei 25 % der Nachkommen auftreten. 50 % können als Gesunde Black-Velvet bzw. Weiß geboren werden und 25 % Standard (oder andere Farbmischungen bei Weiß).
Aus diesem Grunde gibt es keine Homo-Black-Velvet und auch keine Homo-Weiß - diese Nachkommen sind letal (nicht lebensfähig).
Verpaart man Weiß und Black-Velvet untereinander gibt es keinen gemeinsamen Letal-Faktor. Diese Paarung wird von mehreren Züchtern erfolgreich vorgenommen. Es handelt sich hierbei um unterschiedliche Faktoren, die beim Zusammentreffen keine Letalität der Nachkommen auslösen.
Was in Belgien und USA bekannt ist, ist die Statistik der Letalfaktor-Vererbung in Zusammenhang mit Farbmutationskreuzungen und Farbmischungen. Die Mutationszucht ist in diesen Ländern fortgeschrittener und wird dort intensiver durchgeführt.
Hier ein Beispiel bei Chinnet in einem Bericht von Angela Ross.
Dort wird beschrieben, dass Braun-Velvet, Pastell-Velvet sowie alle anderen Velvets diesen Letalfaktor tragen. Dieser tritt immer zu bei 25% der Nachkommen auf. Gleiches gilt für Silber und Schecken - auch hier tritt der Letalfaktor bei 25% aller Nachkommen auf. Deutlich höher wird der Anteil letaler Nachkommen bei Kombinationen aus Weiß und Velvet, werden 2 dieser Tiere verpaart, so entstehen 43,75% letale Nachkommen.
Letalfaktor bedeutet bei Chinchillas nicht zwangsläufig, dass nur verkrüppelte, nicht lebendfähige oder tote Nachkommen beim Aufeinandertreffen beider Letal-Gene entstehen müssen.
In den ersten Wochen der Trächtigkeit kann es zu Resorptionen im Mutterleib des Chinchillas kommen. Diese müssen nicht einmal durch eine Steinfrucht bewiesen werden, denn in den ersten 2- 3 Wochen sind noch keine Knochen und Fell ausgebildet.
Spätere Resorptionen können dann zur Bildung einer Steinfrucht im Mutterleib führen, die bei der nächsten Geburt ausgetragen wird (Reste aus Knochen, Fell und Gebiss). Eine Resorbtion ist eine erhebliche Belastung des Muttertieres und kann ggf. auch zu Gebärmutterentzündung oder im schlimmsten Fall zu einer Leichenvergiftung führen (absterben der Föten im Mutterleib).
Aus diesem Grunde lesen wir auch immer wieder Berichte von unwissenden Haltern, die folgenden Wortlaut haben "ich habe jetzt schon seit 2 Jahren zwei Black-Velvets, aber die wollen einfach keinen Nachwuchs bekommen ...".
Weiß man um den Letalfaktor und um die Resorptionsfähigkeit von Chinchillas, kann dies die Erklärung dafür sein. Ein Risiko bei der Verpaarung solcher Tiere besteht immer, wie hoch ein Züchter selber dieses Risiko einschätzt und ob er danach auch seine Zucht führt, ist ihm selbst überlassen.
Bei Schoko und Ebony und allen Tieren, die über das Verteilungs-Gen des Velvet gezüchtet werden, soll der Letalfaktor ebenfalls auftreten können, jedoch in welcher prozentualen Zahl sich die Wahrscheinlichkeit des Auftretens bei Nachkommen darstellt, ist nicht notiert. Eine Verpaarung dieser Tiere untereinander wird häufiger durchgeführt.
Nach fachkundigen Informationen (Quelle: Eifel-Chinchilla/Wortberg) ist das Ebony in Europa ursprünglich aus Black-Velvet und Charcoal gezüchtet worden, daher auch die kumulative Farbverteilung.
Charcoal ist rezessiv, Black-Velvet dominant. Bei Ebony hell-mittel lässt die Wamme und die Seitenpartie in der Farbintensität nach. Für die gleichmäßige Verteilung (Rundumfärbung) der jeweiligen Farbe steht das Charcoal-Verteilungs-Gen.
Dies ist ein Grund, warum Farben, die über Ebony (bei Ebony dunkel geringer) gezogen wurden, im späteren Alter (also in der ersten Ausfärbung zwischen 8 und 12 Monaten) Velvetmerkmale ausprägen können oder deutliche Velvet-Zeichnung haben können. Die Farbverteilung des Velvet setzt sich oft dominant von der übrigen Farbe ab.
Bei der Verpaarung mit reinem Charcoal kommt dies nicht vor, jedoch ist auch zu erkennen, das die Dunkelheit der Nachkommen nicht oder schlechter erreicht wird, als mit Ebony dunkel.
Man sollte bedenken, dass sich durch Linienzucht mit Tieren, die die Letalfaktoren offensichtlich tragen, die Gefahr von Letal-Nachkommen um ein vielfaches erhöht.
Fakt ist, dass egal ob Letalfaktor oder nicht, immer Risiken bei der Vermehrung vorhanden sind - das ist beim Menschen nicht anders. Inwiefern man sich auf das Risiko einlassen möchte oder dies anhand der Verpaarungsweise steigert, ist jedem selbst überlassen.
Aufgrund der hohen Risiken wird davon abgeraten, letale Verpaarungen bei Chinchillas vorzunehmen. Auch wurden wir von erfahrenen Mutationszüchtern darauf hingewiesen, sicherheitshalber die Nachkommen aus Verpaarungen mit Velvet oder Weiß, die nicht offen diese Merkmale tragen, nicht weiter mit der letalen Farbe bzw. Verteilung zu verpaaren.
Lesen Sie hierzu Erfahrungen
Referenzseiten zum Thema Letalfaktor:
http://hop.to/crystal_chinchillas
http://members.tripod.com/~chinland/color/
http://www.geocities.com/chinlover20002001/info.html
http://members.aol.com/UHChins/UnderhillChinchillas/colorhybrid.htm