Grundlagen der Genetik

Grundlagen der Genetik

© Daniela Klein

Bei der Zucht von Farbvarianten (Mutationen) des Chinchillas sollte man sich zuvor über die Farbvererbung der Chinchillas informieren, um Letalverpaarungen ausschließen zu können und möglich resultierenden Farbergebnisse des Nachwuchses zu berechnen.



Grundbegriffe der Genetik

Mendelsche Gesetze Wurden von Gregor Johann Mendel im Jahre 1865 aufgestellt. Mit ihnen wird die Vererbung von Eigenschaften definiert. Ihnen unterliegt die Farbe des Felles beim Chinchilla. Die Mendelschen Gesetze
Gen Ist in der klassischen Genetik die Bezeichnung für eine Erbanlage, in der Molekulargenetik bezeichnet es einen funktionellen Abschnitt der DNA.
Phän Kommt aus dem Griechischen: phainesthai = sich zeigen, erscheinen.
Ist die Bezeichnung für ein sichtliches Merkmal.
Phänotyp Ist die Bezeichnung für das Erscheinungsbild eines Organismus, das durch den Genotyp und von Umwelteinflüssen geprägt wird.
Genotyp Kommt aus dem Griechischen: genos = Abstammung und typos = Gestalt, Bild.
Ist die Bezeichnung für die Erbanlagen eines Organismus (genetische Information).
Genom Ist die Bezeichnung der Gesamtheit aller Gene eines Organismus.
Allele, Allelie Kommt aus dem Griechischen: allelos = gegenseitig, zueinandergehörig.
Ist die Bezeichnung für die unterschiedliche Ausprägung in einem Chromosomensatz.
Chromosomen Kommt aus dem Griechischen: chroma = Farbe und soma = Körper.
Ist die Bezeichnung für die färbbaren Träger der genetischen Informationen.
heterozygot Kommt aus dem Griechischen: heteros = anders, verschieden und zygos = Paar, Glied = Körper.
Ist die Bezeichnung für Zellen oder Organismen, die verschiedene Allele eines Gens tragen.
homozygot Kommt aus dem Griechischen: homologia = Übereinstimmung und zygos = Paar, Glied = Körper.
Ist die Bezeichnung für Zellen oder Organismen, die gleiche Allele eines Gens tragen.
dominant Ist die Bezeichnung für Erbgänge, bei denen ein Allel durch die Wirkung eines dominanten Alles überdeckt wird.
rezessiv Kommt aus dem Lateinischen: recedere, recessus = zurückgehen.
ist die Bezeichnung für Erbgänge, bei denen ein Allel die Wirkung des anderen überdeckt.
Mutation Unter Mutation versteht man sprunghaft auftretende Veränderungen von Erbgut. Eine Form der Mutation ist die spontane Mutation. Sie tritt plötzlich auf und wird ohne Fremdeinwirkung hervorgerufen. Werden Mutationen durch Einwirkung von Außen hervorgerufen, so spricht man von einer induzierten Mutation. Mutationen können unterschiedlich intensive Einflüsse haben. Von unerkennbaren Veränderungen, die kaum Auswirkungen haben bis hin zu Veränderungen sichtlicher Eigenschaften, wie etwa Farbveränderungen des Haares. Ursprüngliche waren Mutationen dazu gedacht, um das Überleben einer Art zu sichern. Die Arte, die sich auch auf Grund von Mutationen am besten an ihre Umwelt anpassten, waren auf Dauer überlebensfähig (z.B. Tarnungsfärbung).

Übersicht



Die vereinfachte Chinchilla-Farbgenetik

Farbpigmente werden auch Melanin genannt. Sie werden je nach Farb-Mutation in unterschiedlicher Größe sowie Forum und Art gebildet. Durch die unterschiedliche Art der Pigmente prägen sich unterschiedliche Färbungen aus.
Basisfarbe aller Chinchillas ist Standardgrau. Diese Farbe wird von den anderen bei bestimmten Kombinationen überdeckt.
Die Farben unterteilen sich in dominante und rezessive Gene.
Es gibt nach bisherigen Erkenntnissen folgende Ausprägungen, die die Farbe eines Chinchillas beeinflussen:


S Standard-Farb Gen v rezessives Afro Violet Gen
x Standardfarbverteilungsgen dv rezessives Deutsch Violett Gen
W weißes Gen s rezessives Saphir Gen
F Scheckungsfaktor bd** **Blue Diamond Gen, mögl. rezessive neue Mutation
V Velvetfarbverteilungs-Gen (identisch mit TOV=Touch of Velvet) c rezessives Charcoal Gen o. Charcoalfarbverteilungs-Gen
B Beige Gen w rezesives Weiß Gen
b rezessives Beige Gen a Angora / langs Haar
E Ebony Gen o. Ebonyfarbverteilungs-Gen l rezessives Locken Gen - Haarstruktur, keine Farbe

Hinweis: Es handelt sich hierbei um eine sehr stark vereinfachte Darstellung!

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Information zu den Ausprägungen

Welche Farb-Genotypen welchen Phänotyp hervorbringen können, ist in der Chinchilla-Farben-Tabelle vereinfacht zu sehen. Die daraus möglich resultierenden Farben des Nachwuchses können mithilfe des Chin Cross Calculators (klick) berechnet werden.


Rezessive Farben sind phänotypisch nur sichtbar, wenn die Allele des Farbchromosomes identisch -> das Farb-Gen homozygot ist (z.B. Saphir = ss).
Dominante Farben sind phänotypisch sichtbar, wenn die Allele des Farbchromosoms ein dominantes Allel aufweisen -> das Farb-Gen heterozygot ist (z.B. Beige = BS).


Farbverteilungs-Gene bestimmen die Verteilung der Färbung. Das "Standard" Farbverteilungs-Gen des Chinchillas bestimmt die gleichmäßige Färbung des Decken- und Seiten Felles und den weißen Bauch.
Das Velvet-Gen ist ebenfalls ein Farbverteilungs-Gen und bestimmt die velvettypische Zeichnung: Der Kopf und die Decke des Tieres setzen sich deutlich dunkler von der Seitenfarbe ab. Auch haben diese Tiere einen Strich in der Deckenfarbe auf den Forder- und Hinterläufen. Alle Velvets und Velvet-Mischungen haben in den dunkleren Fellpartien (Kopf, Decke) KEIN Agouti-Muster (3-Farbiges Haar = Unterzone, Band, Spitzen/Schleier). Die Haare sind dort nur 2-Farbig (= Unterzone, Spitzen/Schleier) - es fehlt das Band!


Ebony und Charcoal sind ebenfalls mit einem Farbverteilungs-Gen behaftet. Die Wamme (Bauch) der über diese Farben gezüchteten Tiere ist nicht weiß, sondern in der damit jeweilig gezüchteten Farbe gefärbt. Auch haben diese Tiere kein Band - das Haar ist 2-Farbig (= Unterzone, Spitzen/Schleier).


Die Standardfarbe und Ausprägung (S) unterliegt den dominanten Farben und Ausprägungen (W, V, B = Phänotyp ist eine Mischung), ist den rezessiven Farbgenen gegenüber jedoch dominant (v, s, c, dv, b, w). Hier treten keine Mischungen auf, Phänotyp ist immer Standard!
Bei Ebony-Farbe und Verteilung (E) x Standard (S) - Genkombinationen kommt es phänotypisch zu Farb- und Farbverteilungsmischungen (Ebony hell-dunkel).
Bei den dominanten Farben macht sich das Standardfarbgen in der Farbintensität (Mischungsstärke) der dominanten Farbe phänotypisch unterschiedlich bemerkbar. Dies hängt von der Pigmentierung der verschiedenen Haarzonen ab.


Am Farb-Gen Weiß (W) hängt ein Scheckungsfaktor, der nur dann in Farbvariationen auftritt, wenn auch das Weiß-Gen vorhanden ist. Der Scheckungsfaktor vererbt sich oft dominant mit Weiß (W). Dies erschwert die Zucht von reinen Wilson-Weiß und gleichmäßigen Platin, sowie gleichmäßigem Silber (siehe Dominante Farben-Weiß).


Hinweis: Taucht ein rezessives Farbgen im Phänotyp sichtbar als Farb-Mischung oder als reine Farbe auf, so wird in der Farbgen-Bezeichnung das rezessive Gen gedoppelt (z.B. beim Saphir-Velvet die Bezeichnung ssV, oder beim Beige-Violett Bvv).
Aufgrund des Letalfaktors kann es keine reinerbigen Velvet (VV) und dominant Weiß (WW) geben.

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