Chinchilla-Schauen: Tierauswahl & Vorbereitung

Tierauswahl & Vorbereitung

© Daniela Klein

Wenn man nicht schon von Anfang an mit den Gegebenheiten auf Schauen vertraut ist und / oder gar seine Tiere dort erworben hat, so kommt doch irgendwann einmal der Tag im Leben eines qualitätsbewussten Züchters, an dem er darüber nachdenkt, seine eigenen Tiere einmal auszustellen. Viele Fragen tun sich auf:

Welche Tiere sind für die Ausstellung auf einer Schau "geeignet"?

Grundsätzlich "geeignet" sind generell alle Tiere, die weder trächtig noch krank sind. Das ist das oberste Gebot. Sichtlich kranke oder trächtige Tiere werden von der Schauleitung in der Regel ausgeschlossen. Auch als Züchter sollte man von sich aus darauf verzichten, solche Tiere zu präsentieren. Zum einen, weil es nicht für den Züchter spricht, den Tieren den Stress einer Schau im tragenden oder kranken Zustand zuzumuten, zum anderen weil ein krankes Tier in der Ausstellung zu präsentieren, den Ruf des Züchters nachhaltig beeinflussen kann - dies nicht im positivem Sinne.

Aus der Sicht eines Züchters gibt es weitere Kriterien, ein Tier als "geeignet für die Schau" einzustufen. Manche Züchter greifen auch zu bestimmten Haltungsmaßnahmen, um "die Eignung" ihrer Tiere zu steigern - die Qualitätsmerkmale optimal an den Tieren ausgeprägt zu erhalten.

Zunächst sei gesagt, dass es grundsätzlich von größerem Nachteil sein kann, Tiere aus aktiven Zuchtgruppen auf der Schau auszustellen. Ein Tier in die Zucht eingesetzt, wird durch die Zucht an sich belastet und dies kann sich auf alle Eigenschaften mehr oder weniger negativ auswirken.
Sehr aktive Böckchen z.B. verlieren oft an Gewicht und werden schlanker. Manche Böcke machen bei Zuchteinsatz im Wachstum auch einen Stopp, den sie erst nach einigen Monaten wieder aufholen - wenn überhaupt. Durch Paarungsritual und Jungenaufzucht wird das Fell auch generell in Mitleidenschaft gezogen.

Weibchen werden generell meist nicht wieder so schön, als wenn man sie gleichgeschlechtlich aufwachsen lässt und dann zur Bewertung vorstellt. Hormone, Paarungsritual, Trächtigkeit und Jungenaufzucht beeinträchtigen das Fell sehr stark. Es ist auch schwierig, hier eine Beurteilung zu stellen, wie das Tier hätte sein können, wenn es nicht in der Zucht gewesen wäre. Selbst 6 Monate nach der letzten Jungenaufzucht ist so manches Weibchen bei weitem nicht in der qualitativen Verfassung, wie es das ganz ohne Zuchteinsatz gewesen wäre.

Auch nachteilig ist eine Haltung in größeren gleichgeschlechtlichen Gruppen - das gilt für Weibchen wie für Böckchen. Kuscheln in großen Gruppen, Rangordnungsklärung (Streit), Piepie-Duschen sowie unsaubere Brettchenpinkler benachteiligen die Fellqualität sehr oft. Das kann einem aber auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren oder in der Zucht passieren.

Auch die Haltungsbedingungen können das Fell massiv beeinflussen. Mangelnde Hygiene z.B. kann zu Verfärbungen im gesamten Haarkleid führen (feuchtes Einstreu und Heu, dauerhaft Urin und Kot auf den Sitzbrettern). Sandbäder die nicht regelmäßig gesiebt oder gewechselt werden, können das Haarkleid verunreinigen. Falsches Badegranulat oder falsche Materialien im Käfig können das Fell beschädigen (Haar aufrauen, Haarstruktur zerstören). Auch manche Streu verursacht Färbungen der Haare. Spitze Äste, schmale Spalten, raue Oberflächen etc. können bei Berührung das Fell schädigen (Löcher). Rostiges Gitter oder schmutzige Futternäpfe können ebenso das Fell verfärben.
Drückt sich ein Chinchilla immer mit dem Hinterteil beim Schlafen in Gitter oder schlafen die Tiere ständig übereinander gekuschelt, können Verfilzungen und Wirbel entstehen. Wird das Haarkleid durch Wasser oder Urin nass, so könnten auch hier Wirbel oder zusammenklebende Haare entstehen.
All dies wirkt sich in der Regel negativ auf die Bewertung aus.

Wichtig zu bedenken ist ebenfalls die Feuchtigkeit und Temperatur im Chinchillaraum: Eine hohe Luftfeuchtigkeit kann das Fell zusammenbacken lassen, es ist nicht luftig und die Gabe des Sandbades ist dauerhaft nötig, damit es nicht feucht/fettig wirkt.

Ist es im Chinchillaraum grundsätzlich recht warm (Temperaturen zwischen 20 und 24 Grad), so ist das Fell der Tiere an sich dünner. Das Chinchilla produziert je Wurzel weniger Haar. Optimal für eine Schauvorbereitung sind im Grunde 3 Monate vorher langsam sinkende Temperaturen bis 12 Grad. Manche Züchter haben extra klimatisierte Räume, die weit vor Schau-Saison auf bis zu 8 Grad langsam runter gekühlt werden, um ein für die Bewertung optimales Fellwachstum mit der entsprechenden Dichte zu erreichen. Bei guten Tieren mit grundsätzlich hoher Felldichte ist dies in der Form nicht notwendig. Eine Raumtemperatur von um die 18 Grad sollte reichen. In Zuchträumen sollte die Temperatur eh besser nicht weit darunter liegen.

Ebenfalls Einfluss auf das Bewertungsergebnis hat der Stand des Haarwachstums. Steckt ein Tier mitten im Fellwechsel, stehen Haarbüschel zum Teil flockig aus dem Fell (Aussehen wie Igel), hat das Tier deutlich sichtbare Reifelinien oder ist das Fell gar gerade reif, so ist dies nicht optimal für eine Schaubewertung. Allerdings ist dies auch kein großes Problem, denn man selbst weiß es und kann entsprechend die Bewertung deuten.

Die grundsätzlichen qualitativen Kriterien, die auf einer Schau beurteilt werden, sind unter Tierqualität zu finden und können eine erste Hilfe darstellen, die Tiere vorab selbst einzuschätzen.

Wie bereite ich meine Tiere zur Schau vor?

Es gibt unterschiedliche "Rezepte", wie man seine Tiere am besten zur Schau vorbereitet. Manch einer lässt das Sandbad 4 Tage vorher schon weg, manch anderer Kämmt seine Tiere sehr gründlich, andere wiederum nehmen die Tiere so mit, wie sie sie auch halten - ohne irgendwelche Vorbereitung. Grundsätzlich sollte man aber so oder so einige Dinge beachten.

Folgender Vorbereitungsplan ist eine persönliche Erfahrung und Vorgehensweise und nicht zwingend bei anderen Züchtern in dieser Form anzutreffen:

Hinweis: vor dem Anfassen der Tiere unbedingt die Hände waschen und gründlich abtrocknen, um kein Fett, Feuchtigkeit oder Schmutz auf die Tiere zu übertragen!

Ich benutze keinen Blue Cloud zur Schauvorbereitung und diesen auch sonst nicht, da sich dieser feine Staub in das Fell setzt und dem Fell damit den Glanz nimmt. Auch achte ich bei meinem Chinchillabadegranulat darauf, dass es nicht gräulich ist (Sackaufdruck auf der Papiertüte in rot "Spanischer Sand"), da auch dieser wie Blue Cloud-Badegranulatgemisch stark staubt und dieser Staub im Fell verbleibt. Ich verwende das hellbeige Badegranulat (kein Sackaufdruck auf der Papiertüte).

Es kann möglich sein, dass bei der Verwendung des gräulichen Granulates die Notwendigkeit besteht, das Sandbad 4 Tage vor der Schau zu entfernen, um die Einlagerung des Staubes zu vermindern. Bei der Verwendung von Blue Cloud kann dies schon früher notwendig sein, da bei manchen Schauen dies als Betrugsversuch gelten könnte, denn es ist nicht sicher, ob die grau-blaue Staubwolke - die aus dem Fell kommen könnte - ein färbender Zusatz ist oder eben Blue Cloud. Dazu kann das gräuliche Granulat wie auch Blue Cloud auch den Nachteil haben, dass der Staub sich auch in der weißen Wamme um das Haar setzt (auch ins Fell das Band gräulich schimmern lässt) und dadurch ein gräulicher Schimmer entsteht - gleiches gilt generell für Weiße Mutationen.

Der erste Schaubesuch ist immer ein sehr aufregendes Ereignis. Die Nervosität kann sich schnell auf die Tiere übertragen. Wenn Sie keine ruhige Hand haben, bitten Sie erfahrene ruhige Aussteller um Hilfe. Es sind schon Ausstellungstiere beim Umsetzen im Fell durch den Aussteller versehentlich so beschädigt worden, dass eine Ausstellung des Tieres nicht mehr sinnvoll war. Bewahren Sie Ruhe.

Gern helfen erfahrene Aussteller auch schon bei der Vorbereitung der Tiere. Sprechen Sie ihren Züchter darauf an.

Wie ist ein Schauergebnis zu interpretieren?

Manche Punktabzugsgründe ergeben sich aus den zuvor genannten Dingen, die evtl. nicht ganz optimal gewesen sind - diese sind allerdings keine "Ausrede" für alle qualitativen Defizite. Grundsätzlich ist eine Bewertung eine Momentaufnahme eines Tieres, welches sich grundsätzlich permanent verändert. Eine Bewertung kann daher nicht ausschließlich herangezogen werden, um die Zuchttauglichkeit eines Tieres zu definieren.
Sehr wichtig ist auch die Vererbung der einzelnen Eigenschaften. So muss eine hohe Punktzahl nicht bedeutet, dass der Nachwuchs daraus auch immer die guten sichtbaren Eigenschaften dieses Tieres vererbt bekommt, zusätzlich ist das Tier ja auch nur für 50 % der Erbanlagen im Nachwuchs verantwortlich. Ebenso muss eine niedrige Bepunktung nicht bedeuten, dass das Tier eine schlechte Vererbung hat oder gar immer "nur" diese Bepunktung bekommen würde.

Geht man mit einem Tier auf mehrere Schauen, so kann es sein, dass es hier auch unterschiedliche Ergebnisse bekommt. Dies ist auch abhängig von den oben genannten Dingen, ebenso aber auch vom Stressaufkommen durch die Schaubesuche: Schauen bedeuten für die Tiere stress. Gewichtsschwankungen bis 30 g sind möglich. Ebenso verändert sich das Fell auch weiterhin - das Wachstum schreitet fort.
Auch Vergesellschaftungen bedeuten Stress und ggf. Fellschäden. Steigende Luftfeuchtigkeit und Änderung der generellen Haltungsbedingungen können starken Einfluss nehmen.
Ebenso und nicht zu vergessen, ist die Veränderung zu der Zeit, in der sich das Tier noch im Wachstum oder in der ersten Ausfärbung befindet. Hier können in nur wenigen Wochen schon extreme Veränderungen eintreten.

Fazit: eine Bewertung kann nur eine äußerliche Beurteilung des Ist-Zustandes sein. Welche Ursachen die erkannten Schwächen haben (Genetisch oder Haltungsbedingt), kann man als Bewerter nur begrenzt beurteilen, als Züchter allerdings für sich und seine Tiere selbst erforschen.
Fakt ist, dass ein Züchter selbst entscheidet, welches Tier er ausstellt und sich damit auch selbst darstellt, was er in der Zucht hat oder selbst gezüchtet hat. Schneiden die Tiere schlecht ab, so ist es an ihm, seine Schlüsse daraus zu ziehen. Er sollte sich allerdings hüten, alle "Fehler" seine Tiere auf die Haltungsbedingungen "zu schieben".

Zum einen erkennt ein erfahrener und langjähriger Züchter und / oder Bewerter, ob es "nur" daran liegt und zum anderen sagt dies auch wieder ein bisschen über die Haltungsbedingungen und Zucht an sich aus, denn es gibt auch Züchter, die haben weder kühle Räume noch Luftentfeuchter noch sonstige "Hilfsmittel" und erzielen Schau- oder gar Farm-/Zucht-/Gruppen- Siege mit ihren Tieren.

Es ist also auch ohne spezielle Aufwendungen möglich, gute Ergebnisse zu erzielen, wenn die Qualität der Tiere grundsätzlich stimmig ist.